Eine Studie der Universität Wien zeigt hohe Unzufriedenheit bei Busfahrern. 80 Prozent der Befragten glauben, dass es bei gleich bleibenden Arbeitsbedingungen – mit vielen Überstunden und keinen Zuschlagsregeln – schwierig werde, neue Angestellte zu finden.
Die Studie wurde vom Bündnis „Wir fahren Gemeinsam“ beauftragt, wozu etwa die Gewerkschaft vida sowie die Arbeiterkammer Wien gehören. 60 Prozent der befragten Buslenkerinnen und -lenker fühlen sich demnach auch nicht genügend wertgeschätzt. Eine Mehrheit führe ihre Tätigkeit dennoch gerne aus.
Demgegenüber stünden jedoch unzufriedenstellende Arbeits- und Rahmenbedingungen, mitunter wenig Planbarkeit, eine schwierige Vereinbarkeit bei der Diensteinteilung sowie unzureichende Zuschlagsregelungen. „Aber der für die Mobilitätswende notwendige Ausbau des öffentlichen Verkehrs braucht künftig mehr Arbeitskräfte, nicht zuletzt wegen der erwarteten Pensionswelle in den nächsten Jahren“, sagte die Studienautorin und Soziologin Emma Dowling bei einer Pressekonferenz.
Zu wenig Zeit für Hobbys
Insgesamt 35,7 Prozent der Befragten gaben an, mindestens einmal pro Woche Überstunden zu machen, 31,8 Prozent sogar fast täglich. „Wir sind müde und erschöpft von der Überstundenflut“, so Buslenker und Leiter des KV-Verhandlungsteams Anil Zümrüt. Weiters würden 91,2 Prozent der Studienteilnehmerinnen und Studienteilnehmer zu wenig Zeit für Freizeit und Hobbys finden. Mehr als ein Drittel der Befragten gab außerdem an, während der Arbeitszeit über keinen Zugang zu einem Pausenraum zu verfügen.
Den Erhebungen zufolge besteht der Wunsch nach kürzeren Arbeitszeiten, „es gibt aber auch die Sorge, dass der Verdienst dann niedriger wäre“, heißt es in der Studie. Aktuell liegt das kollektivvertraglich festgelegte Mindestgehalt pro Monat bei 2.790 Euro. Abseits des Grundgehalts wurden vor allem fehlende oder geringe Zuschlagsregelungen als Problem genannt. „Verbesserungen der Situation sind überfällig (…) Sie sind auch eine Bedingung dafür, die dringend benötigten zusätzlichen Arbeitskräfte zu gewinnen“, heißt es abschließend in der Studie.
Die Studie stellt insgesamt eine fundierte Untermauerung der Forderungen der Gewerkschaft dar. Zwischen Juni und August 2024 führten die Studienautoren mit 22 Lenkerinnen und Lenkern, die in der privaten Autobusbranche im Linienverkehr tätig sind, problemzentrierte Interviews. Zudem wurde eine Online-Befragung durchgeführt, insgesamt 640 Personen nahmen daran teil. Der Zeitpunkt der Veröffentlichung ist wohl kein Zufall – die erste Kollektivvertragsverhandlung für die aktuell rund 12.000 Beschäftigten bei privaten Autobusbetrieben verlief ergebnislos, die nächste findet am 24. Jänner 2025 statt.
Wirtschaftskammer über Studie verwundert
Von seiten der Busbranche in der österreichischen Wirtschaftskammer zeigte man sich per Aussendung verwundert. Sprecher Martin Horvath verwies aus Arbeitsgruppen, in denen auch abseits der KV-Verhandlungen Erfolge erzielt worden seien: „Mit diesen Arbeitsgruppen ist es nicht nur gelungen, in den letzten 6 Jahren den Einstiegslohn um 45% zu erhöhen, sondern auch wichtige Verbesserungen der Arbeitsbedingungen in einem vertrauensvollen, wertschätzenden und konstruktiven Dialog gemeinsam mit dem Sozialpartner umzusetzen.“
Verhandler der Vida, die heuer in einer Arbeitsgruppe mit den Arbeitgebern etwa eine Neuregelung der Feiertagsentlohnung umgesetzt haben, lehnen jetzt ähnliche Verhandlungen über Nacht- und Sonntagszuschläge ab, so Horvath: „Anstatt die Zeit in Pressekonferenzen zu investieren, könnten die Sozialpartner unabhängig von Lohnverhandlungen bereits an Lösungen arbeiten, die sowohl den Interessen der Arbeitnehmer:innen als auch jenen der Unternehmen:innen gerecht werden.“