Klassischer Präsentismus

Der Großteil der Beschäftigten geht krank zur Arbeit: Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage der Arbeiterkammer (AK), die am Donnerstag präsentiert worden ist. Die AK fordert mehrere Maßnahmen zum besseren Schutz von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern im Krankenstand. Am größten sei der Handlungsbedarf im Gastgewerbe und Handel, hieß es.

„Damit ist der Präsentismus für Beschäftigte die Regel statt die Ausnahme“, so Stilling weiter. Der häufigste Grund krank arbeiten zu gehen sei, die Kolleginnen und Kollegen nicht im Stich lassen zu wollen. „Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen übernehmen damit ein hohes Maß an Verantwortung, um den Betrieb nicht zu gefährden – eine Verantwortung, die eigentlich bei den Unternehmen liegt“, so Stilling.

Kontaktiert von Vorgesetzten

An der Umfrage der AK nahmen insgesamt 6.506 Personen teil. Die Ergebnisse seien zwar nicht im statistischen Sinn repräsentativ, lieferten aber trotzdem wertvolle Informationen zu den Gründen, warum Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Krankenstand arbeiten gehen, so die AK.

Knapp die Hälfte der Befragten gab an, von Chefin oder Chef im Krankenstand kontaktiert zu werden. Der Anteil bei Beschäftigten unter 30 Jahren sei dabei etwas höher als jener bei den über 50-Jährigen. Arbeiterinnen und Arbeiter werden öfter kontaktiert als Angestellte.

Häufigster Grund für Kontaktaufnahme durch Chefinnen und Chefs war die geschätzte Dauer des Krankenstandes, 37 Prozent der Befragten machten bereits entsprechende Erfahrungen. Etwa jede bzw. jeder sechste Befragte berichtete, dass Vorgesetzte den Grund für den Krankenstand wissen möchten, was arbeitsrechtlich nicht zulässig ist. Fünf Prozent der Befragten wurden zur Arbeit im Homeoffice oder zum Erscheinen am Arbeitsplatz trotz Krankenstandes aufgefordert.

Trotz Verkühlung in die Arbeit

Die Branchen, in denen Beschäftigte laut AK-Befragung am häufigsten krank in die Arbeit gehen, sind das Gastgewerbe und der Handel. Dahinter folgen das Gesundheitswesen und der Transport- und Verkehrssektor. Viele Beschäftigte in diesen Branchen haben Kontakt zur Kundschaft, was das etwaige Ansteckungsrisiko für diese erhöhe, hält die AK fest.

Zwei Drittel der Beschäftigten im Hotel- und Gastgewerbe gab an, verkühlt in die Arbeit zu gehen, auch ohne einen CoV-Test zu machen. Auch im Gesundheitswesen gaben besonders viele Beschäftigte an, krank arbeiten zu gehen; sie führten allerdings vorher häufiger einen CoV-Test durch als es in der Gastro der Fall ist. Weniger ausgeprägt sei Präsentismus in den Bereichen Medien, Journalismus und IT, berichtete die AK. Hier gebe aber noch immer knapp ein Viertel der Beschäftigten an, auch mit einer Verkühlung zu arbeiten.

Jobverlust im Krankenstand

Jede und jeder zehnte Befragte erklärte, schon einmal im Krankenstand zur Beendigung des Dienstverhältnisses gedrängt worden zu sein. Am häufigsten kam das im Hotel- und Gastgewerbe und der Branche Transport und Verkehr vor. Jede und jeder zwölfte Befragte gab an, im Krankenstand fristlos entlassen worden zu sein. Die meisten Fälle betreffen auch hier das Hotel- und Gastgewerbe.