8.4.2014 Besonders Lehrer sind häufig von Erschöpfung und Burn-Out betroffen. Woran das liegt, zeigt eine neue Studie zu psychischen Erkrankungen durch die Strapazen des Berufs. Die zunehmende Zahl der Fälle könnte zu einem ernsthaften Problem für die Schulbildung in Deutschland werden, warnen Experten.
Burn-Out ist ein Mode-Phänomen geworden. In den Medien ist ständig die Rede davon – oft im Zusammenhang mit angeblich faulen Lehrern, die sich nur früh verrenten lassen wollten.
Solchen Klischeebildern will der Aktionsrat Bildung entgegen treten. Mit seinem aktuellen Gutachten „Psychische Belastungen und Burn-Out beim Bildungspersonal“. Denn eines stimmt – Lehrer sind besonders häufig von Burn-Out betroffen. Pädagogen in Leitungsfunktionen etwa, also beispielsweise Schuldirektoren, sind mehr als dreimal so anfällig für Burn-Out-Diagnosen wie der Durchschnitt der Bevölkerung. Aber auch in der Wirtschaft nimmt das Problem „Burn-Out“ zu, sagt Alfred Gaffal, Präsident der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft, die das Gutachten mitfinanziert hat.
„Psychische Erkrankungen verursachen enorme Kosten. So entstehen alleine den bayerischen Arbeitgebern im Jahr rund 330 Millionen Euro Kosten durch Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Deutschlandweit sind es rund 2 Milliarden. Bedenkt man also, dass dem Bildungspersonal im Hinblick auf die Bildungsqualität die zentrale Rolle zukommt, spricht alles dafür, dass Bildungspolitik und Bildungs-Einrichtungen dazu aufgefordert sind, ihren Beitrag zur Prävention und Intervention bei psychischen Erkrankungen zu leisten.“
Das heute vorgestellte Gutachten über Burn-Out im Bildungssektor sei eine besorgniserregende Analyse, sagt Prof. Dieter Lenzen, der Vorsitzende des Aktionsrates Bildung. „Bleibe der Status Quo erhalten“, so Lenzen, dann seien Abstriche in der Bildungsqualität in Deutschland die Folge. Das werde auch Auswirkungen auf den Ausbildungsstatus der kommenden Generationen haben. Alfred Gaffal von der bayerischen Wirtschaft fürchtet langfristige Effekte.
Wirtschaft rechnet mit hohen finanziellen Schäden durch Burn-Out
„Und deshalb erwarten wir von der bayerischen Staatsregierung ein am Bedarf orientiertes Angebot an flächendeckend erreichbaren Service-Einrichtungen, an die sich die Betroffenen und Bildungseinrichtungen bei Bedarf wenden können.“
Das ist nicht die einzige Forderung, die der Aktionsrat Bildung und die Wirtschaft an die Politik richten. Es müsse auch auf mehr Kooperation an den Bildungs-Einrichtungen geachtet werden. „Schule ist kein Ort für Einzelkämpfer, sondern für Teams“, sagte Professorin Bettina Hannover, die Mitautorin der Burn-Out-Studie ist. Stärkeres Miteinander-Arbeiten sei ein hoher Schutzfaktor vor zu großen psychischen Belastungen. Professorin Hannover sieht auch eine große Chance bei den neuen, jungen Lehrern, die in den nächsten Jahren in hoher Zahl an die Schulen kommen. Darin stimmt sie mit Alfred Gaffal überein, der allerdings auch darauf hinweist, dass die Ausbildung und Auswahl dieser Lehrer besonders wichtig sei.
„So muss zum Beispiel die Ausbildung der Lehrer von Anfang an praxis-bezogener erfolgen und noch stärker an der beruflichen Wirklichkeit orientiert werden.“
Einen praktischen Ratschlag für gestresste Lehrer, egal ob jung oder alt, gab bei der Präsentation des Gutachtens Josef Kraus, der Präsident des Deutschen Lehrer-Verbandes. Er riet den Lehrkräften, sie sollten im täglichen Schulalltag einfach mehr an sich abprallen lassen.
Gutachten downloaden: ARB_Gutachten_Burnout