Zusatzarbeit in der Pension

Der Samstag im Modegeschäft Steinecker in Amstetten ist Sonja Hoffmanns Tag. Jeden Samstag ist sie in der Herrenabteilung anzutreffen und verkauft Sakkos, Hemden oder Krawatten. Sieben Stunden pro Woche arbeitet die 64-jährige Hoffmann geringfügig – und das, obwohl sie seit bald zehn Jahren im Ruhestand ist.

„Es macht mir Spaß, es ist eine Bereicherung für mich selbst, ich fühle mich jünger. Und ich sage alle Jahre, nächstes Jahr höre ich auf, aber meistens gehe ich dann doch noch ein Jahr“, erzählt Hoffmann. Ihre Pension konnte sie durch die Hacklerregelung schon mit 55 antreten. Geht man vor dem regulären Pensionsantrittsalter – bei Frauen noch 60, bei Männern 65 Jahre – darf man bis zum Erreichen dieses Alters nur geringfügig arbeiten.

Das heißt, zur Pension verdienen diese Seniorinnen und Senioren maximal 500,91 Euro monatlich dazu. Ist es ein Cent mehr, wird die gesamte Pension für diesen Monat nicht überwiesen, erklärt Christian Tschank, Experte für Sozialrecht und Sozialpolitik bei der Arbeiterkammer Niederösterreich: „Wenn ich neben meiner vorzeitigen Alterspension über diese Grenze verdiene, dann würde meine Pension wegfallen, nicht gekürzt werden, sondern gänzlich wegfallen.“

Die Babyboomer im Pensionsalter

Im Modegeschäft in Amstetten ist Hoffmann bei weitem nicht die einzige arbeitende Pensionistin. Ob man in der Pension weiterarbeiten will, fragt Prokurist Matthias Seifert hier jeden: „Wir haben in den letzten und kommenden Jahren viele, die in Pension gehen, und jetzt wird das wahrscheinlich hoffentlich eher die Regel werden, dass wir Mitarbeiter in der Pension weiter beschäftigen können.“ Etwa ein Drittel nehme dieses Angebot auch an.

Es ist die Babyboomer-Generation – die geburtenstarken Jahrgänge der 50er- und 60er-Jahre – die nach und nach in den Ruhestand geht und bei vielen Unternehmen für offene Stellen sorgt. In diesem Ausmaß und so schnell könne man keine Lehrlinge ausbilden oder fachkundige Modeverkäufer finden, sagt Seifert. Zu Jahresende werden von den 265 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zehn in der Pension weiterarbeiten.

Der Anästhesist als „Teilzeitpensionist“

Andere Branche, andere Stadt, selbes Problem: Im Landesklinikum Scheibbs ist man ebenso auf Personalsuche. Als sich der Anästhesist Kurt Schlögl bei der Personalabteilung meldete, um zu fragen, ob er nicht in der Pension weiterarbeiten könnte, war man im Spital erleichtert. „Ich sage immer, ich bin jetzt Teilzeitpensionist, weil ich mit fünfzehn Stunden pro Woche Teilzeit arbeite“, sagt Schlögl im Gespräch mit noe.ORF.at.

Seit 30 Jahren ist er im Haus, 14 Jahre lang leitete er die Abteilung Anästhesie und Intensivmedizin. Er werde durchaus gebraucht, damit sich im Dienstplan keine Lücken auftun: „Einerseits geht es mir gesundheitlich gut, ich möchte die Abteilung unterstützen, wir haben ein gutes Arbeitsklima. Auf der anderen Seite ist es sicher ein Zeichen des Personalmangels“, sagt Schlögl.