Studie – Arbeit im Home Office belastend

Immer wieder werden die Vor- und Nachteile der Arbeit im Home Office mit der im Büro gegeneinander aufgewogen. Dabei stellte sich häufig die Frage: Ist es wirklich stressfreier, daheim zu arbeiten als im Büro? Die Krankenkasse AOK hat nun im Rahmen ihres Fehlzeiten-Reports eine Umfrage unter Beschäftigten mit Home Office durchgeführt. Dabei wurden 2001 Erwerbstätige zwischen 16 und 65 Jahren von den Mitarbeitern des Sozialwissenschaftlichen Umfragezentrums in Duisburg (SUZ) telefonisch befragt.

Die Ergebnisse können durchaus überraschen. Wie „spiegel.de“ unter Verweis auf die Studie berichtet, leiden die Menschen im Home Office tatsächlich stärker unter psychischen Belastungen. Zugleich fällt die Arbeitszufriedenheit aber weitaus höher aus als im Büro. Aber woran liegt das?

Rund 73 Prozent der im Home Office arbeitenden Menschen fühlten sich laut Umfrage in den vergangenen zwölf Monaten erschöpft. Bei Beschäftigten im Büro waren es dagegen nur 66 Prozent. Auch gibt es bei der Heimarbeit offenbar mehr Grund für Wut und Verärgerung. 70 Prozent der Befragten im Home Office klagten darüber, bei den Büroarbeitern waren es nur 59 Prozent. Passend dazu litten die Mensch im Home Office auch häufiger an Lustlosigkeit, Konzentrationsprobleme und Schlafstörungen.   

Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass Menschen sich im Home Office schwer tun, klare Grenzen zwischen Beruf und Privatleben zu ziehen: Fast jeder Dritte verlegt demnach seine Arbeitszeiten auch mal auf den Abend oder aufs Wochenende. Bei einem Fünftel kam es zu Kollisionen zwischen Arbeits- und Freizeit. Mehr als ein Drittel der im Home Office Tätigen hatte zudem Schwierigkeiten, nach Feierabend abzuschalten. Bei Beschäftigten im Büro betraf das „nur“ jeden Vierten.

„Damit wächst das Risiko, dass Erholungsphasen schrumpfen“, kommentiert Helmut Schröder, Mitherausgeber der Studie laut „spiegel.de“. Das Verschwimmen der Grenzen sorge dafür, dass Menschen im Home Office unter dem Strich höheren psychischen Belastungen ausgesetzt seien.

Setzt das dem Trend zum Home-Working ein Ende? Ist Home Office gar die schlechtere Alternative?

Egal ob Home Office oder Büro. Einen Full-Time-Job müssen vor allem Alleinerziehende hinlegen. Warum sie laut einer Studie länger arbeiten müssen und trotzdem weniger Geld verdienen, erfahrt ihr hier.

Home Office: höhere Arbeitszufriedenheit als im Büro

Ganz bestimmt nicht. Denn trotz der höheren psychischen Belastung überwiegt die Zufriedenheit im Home Office im Vergleich zum Büro. Ein Drittel der Befragten schätzte es, zu Hause mehr Arbeit erledigen zu können. Drei Viertel gaben sogar an, konzentrierter arbeiten zu können als im Büro. Weiterhin fällt auf, dass Beschäftigte im Home Office weniger Fehltage im Vergleich zu den Bürobeschäftigten haben. Gerade hier weist das Home Office also eine positivere Bilanz aus, trotz der gefühlten Mehrbelastung.

„Ob sich die Veränderungen auf Grund der Digitalisierung gesundheitsförderliche oder gesundheitsschädigende Effekte ergeben, ist wesentlich von der konkreten Gestaltung der Arbeit abhängig und von den digitalen Kompetenzen der Menschen“, relativiert Antje Ducki, ebenfalls Mitherausgeberin der Studie, diese Entwicklung. Die Zahlen belegen nämlich auch, dass die Fehlzeiten insgesamt leicht angestiegen sind. Laut Umfrage fehlte jeder versicherte Beschäftigte 2018 krankheitsbedingt 19,9 Tage, reichte also beim Arbeitgeber ein entsprechendes Attest vom Arzt ein. Im Jahr 2017 waren es noch 19,4 Tage.