Studie: Smartfone-Stress

Studie – Leibniz Institut für Arbeitsforschung

„Nur noch schnell die Mails checken“ – mit diesem Gedanken beginnt nach Feierabend oder frühmorgens für viele Arbeitnehmer ein arbeitsintensiver Kraftakt. Das Smartphone macht’s möglich, denn die moderne Technik erlaubt eine flexible Arbeitsorganisation ohne räumliche und zeitliche Grenzen. Daraus können freilich Chancen entstehen, wer die Möglichkeiten allerdings unbedacht nutzt, riskiert unerwünschte Folgen für die psychische Gesundheit.

Zu diesem Schluss kamen nun Forscher des Leibniz-Instituts für Arbeitsforschung im Rahmen einer Erhebung. Mittels Tagebuch wurde erhoben, wie sich die berufliche Smartphone-Nutzung nach Feierabend auf das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit am nächsten Arbeitstag auswirkt. 63 Probanden füllten dafür über zehn Arbeitstage hinweg zweimal täglich Online-Fragebögen aus. Jeden Morgen sollten sie angeben, wie intensiv sie ihr Smartphone am Abend zuvor für berufliche Zwecke genutzt hatten und wie ihr Schlaf in der folgenden Nacht war. Am Nachmittag wurden sie nach ihren Arbeitsaufgaben und aktuellen Erschöpfungssymptomen gefragt.

Die Studie bestätigt: Mobil erreichbar zu bleiben ist belastend. Vor allem der permanente Wechsel zwischen den Rollen als Beschäftigter und als Privatperson, der damit einhergeht, wirkt sich negativ aus. Die Rollen sind mit verschiedenen Erwartungen seitens des Arbeitgebers einerseits, und der Familie und Freunden andererseits verbunden. Gleichzeitig müssen Aufmerksamkeit und Konzentration aufrechterhalten werden. Dieses Wechselspiel kann rasch die persönlichen Kapazitäten übersteigen.

Der Tag danach

Die Folgen lassen nicht lange auf sich warten: Der beruflich motivierte Griff zum Smartphone wirkt sich unmittelbar auf den nächsten Tag aus. Verlangt der Job am nächsten Tag, dass wir unsere Impulse kontrollieren, Ablenkungen widerstehen oder innere Widerstände überwinden, nehmen wir diese Anforderungen als deutlich belastender wahr als an anderen Tagen. Als Folge fühlen wir uns überproportional stark erschöpft. „Berufliche Smartphone-Nutzung in der Freizeit wie auch viele Aufgaben während der Arbeitszeit erfordern, dass wir uns kontrollieren und unser Verhalten an die aktuelle Situation anpassen. Solche ‚Selbstkontrollprozesse‘ kosten Energie. Ist die erschöpft, sinkt unsere Leistungsfähigkeit“, erklärt Studienautorin und Arbeitspsychologin Lilian Gombert vom Leibniz-Institut für Arbeitsforschung.

Schlaf als Erholungsquelle

Doch nicht jeder Griff zum Firmen-Smartphone wird zum Problem: Bei Probanden, die im Anschluss ans mobile Weiterarbeiten gut schliefen, wurde das Wohlbefinden am nächsten Tag nicht weiter beeinflusst. Der Grund: Die Qualität des Schlafes spielt eine wichtige Rolle für unsere Erholung. Haben wir gut geschlafen, starten wir mit mehr Energie in den nächsten Tag. „Wenn ein Projekt fertig werden muss, lässt es sich nicht immer vermeiden, auch nach Feierabend noch E-Mails zu beantworten. Dann sollte man aber darauf achten, gut und ausreichend lang zu schlafen“, so Gombert. Dabei helfen können feste Schlafroutinen – zum Beispiel jeden Tag zur selben Zeit ins Bett zu gehen.

Wichtig auf Unternehmensebene sind nachvollziehbare Regeln, wie das Smartphone für berufliche Zwecke genutzt werden soll. Eine entscheidende Rolle spielen hier Führungskräfte, die Richtlinien und Erwartungen für die Erreichbarkeit nach Feierabend kommunizieren, aktiv mittragen – und selbst einhalten.

Die Studie wurde im International Journal of Environmental Research and Public Health veröffentlicht.